11.06.2025

Frankreich sagt Ultra-Fast-Fashion den Kampf an

Demokratisierung oder Dekonstruktion von Mode?

AI generiertes Bild

Wenn Mode zur Massenware wird, verlieren wir nicht nur Qualität, sondern auch Bedeutung. Der jüngste Schritt Frankreichs gegen Ultra-Fast-Fashion ist kein launischer Gesetzesakt – es ist ein kulturelles Statement. Und es kommt genau zur richtigen Zeit.

Von 2015-2021 hatte ich mich auf meinem damaligen Blog für nachhaltige Themen stark gemacht, während die Hauls auf Instagram zu einem eigenen Hashtag wurden. Nachhaltigkeit in der Mode ist wirklich ein frustrierendes Thema, da man immer wieder sehr schnell an die Grenze zwischen Kommerz und Moral und eigentlich immer nur "Greendwashing" auf die Spur kommt.

Propaganda auf die ich nicht reinfalle: Kollektionen von Stars, die ihre "Couture" für jeden "zugänglich" machen wollen.

Denn dahinter steckt einfach nur die Kehrseite der Demokratisierung von Trends - it is just giving fast fashion. Zu wissen ist jedoch, dass zwischen Ultra-Fast-Fashion wie Shein oder europäische Marken wie Zara unterschieden wird. Marken wie Shein, Temu oder Boohoo haben Mode auf bisher unvorstellbare Weise zugänglich gemacht. Heute braucht niemand mehr Wochen oder Geld, um im Trend zu sein – ein Klick reicht. Das neue “It”-Top? Heute Abend bestellt, übermorgen da. Für 4,99 Euro. Klingt revolutionär. Aber ist es das wirklich?

Diese Demokratisierung hat ihren Preis – und der wird nicht von den Käufern bezahlt, sondern von der Umwelt, ausgebeuteten Arbeiter*innen und der Modekultur selbst. Wenn alles sofort verfügbar ist, verliert Stil seine Tiefe. Mode wird zu Konsum. Zu Müll.

In Frankreich landen 35 Kleidungsstücke pro Sekunde im Müll!

quelle: adropintheoceanshop.com

Frankreich geht nun einen radikalen Schritt und verbietet nicht nur die Werbung für Ultra-Fast-Fashion, sondern belegt diese Marken auch mit Umweltabgaben. Ab 2030 könnten bis zu 10 Euro pro Kleidungsstück zusätzlich fällig werden - machen diese 10€ in erst 5 Jahren wirklich einen Unterschied?

Mode ist in Frankreich kein bloßes Produkt. Sie ist Teil der nationalen Identität. Von Coco Chanel über Yves Saint Laurent bis Marine Serre – Mode war in Paris nie nur Kleidung. Sie war Ausdruck. Protest. Handwerk. Stilbewusstsein. Ultra-Fast-Fashion hingegen ist ein Algorithmus.

Deshalb ist dieses Gesetz kein wirtschaftliches Manöver, sondern eine kulturelle Verteidigungslinie.

Natürlich gibt es auch Kritik. Vor allem junge Konsument*innen, die wenig Geld haben, fühlen sich durch diese Entwicklung benachteiligt. Und ja – Mode sollte nicht exklusiv sein. Doch genau hier liegt der Punkt: Wenn wir Mode wirklich für alle zugänglich machen wollen, dann nicht über Ausbeutung, sondern über Wertschätzung. Über Secondhand, Reparatur, Mietmodelle, lokale Labels. Über Qualität statt Quantität.

Diese billigen Preise sind nicht normal, aber man gewöhnt sich eben schnell an alles, was zugänglich, günstig und einfach ist. Frankreichs Gesetz zielt nicht auf den Geldbeutel der Konsument*innen, sondern auf die Gier der Anbieter. Es fordert Verantwortung – von Marken, Medien und Konsumierenden.

Heidi Klum

Vetements Spring´25

Kimyana Hachmann, Modejournalistin

Barbara Palvin, Model

VETEMENTS Spring´25 Show in Paris

Ich war 2024 bei der Vetements Frühjahr/ Sommer 2025 Fashion Show in Paris. Der Weg zum Backstage ging an einem Kleiderberg vorbei, der auch zum Photo Call für Stars wie Shirin David genutzt wurde. Letzte Saison machte das Label – unter der kreativen Leitung des Georgiers Guram Gvasalia – seine Mission in diesem herausfordernden Sektor unmissverständlich klar: Es will weiterhin alle gestalterischen Grenzen durchbrechen und die Branche revolutionieren.

Mode muss Grenzen sprengen – gestalterisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich. Die Kollektion war inspiriert von Rezession und Konsumkritik – getragen von Stars wie Travis Scott im Vinyl-Bikerlook, Barbara Palvin, Heidi Klum, Gigi Hadid im DHL-Klebeband-Minikleid und Law Roach im Off-Shoulder-Anzug mit getönten Gläsern. Eine Inszenierung zwischen Popkultur und Protest. Die Show war in jeglicher Hinsicht ein "Pinch Me"-Moment für mich.

Mode ist kein Algorithmus

Vielleicht vergessen wir manchmal, was Mode eigentlich ist. Sie ist kein Trend-Ticker, sondern ein Spiegel der Gesellschaft. Sie ist Kommunikation. Emotion. Haltung. Wenn wir uns nur noch von TikTok-Challenges und Rabatten leiten lassen, verlernen wir, wie man sich selbst kleidet – statt nur zu kopieren, was klickt.

Frankreich erinnert uns daran, dass Mode ein Kulturgut ist. Und Kulturgüter verdienen Schutz. Vielleicht brauchen wir mehr davon. Nicht nur in Paris. Das Gesetz ist ein ambitionierter Schritt gegen “Ultra-Fast-Fashion”.

  • Ökologie im Fokus: Reduzierung von Müll & Emissionen.

  • Konsumenten zahlen durch Zuschläge mehr, werden aber aufgeklärter.

  • Europäische Marken sollen verschont bleiben, um Wirtschaft zu schützen.

  • Strenge Kontrollen und empfindliche Strafen sichern die Umsetzung.


Zudem könnte Frankreich hiermit den Weg für EU-weite Regelungen ebnen, etwa ein Exportverbot für gebrauchte Kleidung.

Gigi Hadid

Shirin David

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